Der Kultursommer ist ein unerlässlicher Motor für Kunst in Rheinland-Pfalz, kommentiert RZ-Redakteur Claus Ambrosius. Am Motto „Sterne des Südens“ können aber Zweifel aufkommen.
Der Kultursommer ist eröffnet – und er ist grundsätzlich schon jetzt ein Erfolg. Denn der Kuso ist seit seiner Gründung vor mehr als 40 Jahren ein unermüdlicher Ermöglicher von Kultur. Erfunden wurde er, als im Sommer in weiten Teilen des Landes kulturelle Trockenheit herrschte. Das hat sich geändert. Der Sommerkalender ist prall gefüllt, egal, ob man Lust auf Freilufttheater in Mayen oder vor dem Wormser Dom hat oder lieber Musik aller Arten in den schönsten Spielstätten des Landes genießen möchte.
Der Kuso ist für viele Festivals ein ganz zentraler Bestandteil der Finanzierung – aber auch viele kleinen Initiativen und Anbietern hilft er, schwierigen Rahmenbedingungen zum Trotz ein Kulturangebot aufrecht zu erhalten.
Wieso kostet die Eröffnung Eintritt?
Wenn dann einmal die Eröffnung kleiner ausfällt wie jetzt in Koblenz, ist das kein Beinbruch. Aber es kann zum Nachdenken führen. Eine Grundsatztradition wie den freien Eintritt zur Kuso-Eröffnung zumindest für den Sonntag aufzugeben mit dem Hinweis, dass die (landeseigene!) Festung Ehrenbreitstein ja ihr normales Angebot biete und deswegen der normale Festungseintritt zu zahlen war: Das mag verstehen, wer will, es ist eindeutig kontraproduktiv, wenn man möglichst viele Menschen zum Auftakt einladen will.
Ein zentralerer blinder Punkt des Kultursommers 2024 liegt leider in seinem Fokus: Wenn man sich auf das vierteilige Jahresmotto „Kompass Europa“ einlässt und zu den „Sternen des Südens“ einlädt, kann man sich über Alpenland und Mittelmeeranlieger natürlich sehr freuen. Wie man aber in unserer Zeit mit ihren Herausforderungen genau in diesem Jahr den Nachbarn Türkei dabei komplett ignorieren kann, bleibt rätselhaft.